Rittbericht Göttingen – 60 km am 13.07.2002

 Als ich die Nennung abschickte, wusste ich noch nicht, worauf ich mich eingelassen hatte. Alle hatten mir bis dahin bestätigt “Dein Snouky schafft das!”. Aber je näher der Ritt rückte, desto stärker wurden meine Zweifel. 60 km?!? Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob ich diese Strecke reiten wollte und ob mein Dicker das überhaupt schaffen konnte. Meine Bedenken wurden auch dadurch nicht verringert, dass wir uns ja im heimischen “Trainingsgelände” aufhielten bei dem Ritt. Am Donnerstag Nachmittag zahlte ich dann doch das Startgeld. Ein Blick in die Streckenkarte: ist das weit! Da mein Pferd nur 15 Minuten von der Reitanlage am Hainholzhof entfernt steht, ritt ich am Freitag zur Voruntersuchung. Alles klar, wir durften starten. Und langsam wurde dann doch mein Ehrgeiz geweckt, von den Leuten die sagten “wie, der läuft hier auch mit?”. Die Vorbesprechung am Freitag Abend beruhigte mich auch nicht. Naja, jetzt wird nicht mehr gekniffen! Start Samstag um 9 Uhr – eigentlich eine sehr humane Zeit! Aber Massenstart! Als die ersten lostrabten, war mein Dicker noch ganz cool, aber als wir uns dann auch auf den Weg machten und nach Herberhausen (was für mein Pferd Richtung Stall ist) den Berg hinuntertrabten, dachte ich zwischenzeitlich, meine Arme würden abfallen. Nach und nach zog sich das Feld aber immer mehr auseinander, und so fanden Simone und ihr Walker und ich und Snouky uns zusammen. Die Pferde liefen schön miteinander und so kamen wir in den ersten Stop in Mackenrode. Alles klar, wir konnten weiter. Jetzt ging der Weg weiter über Landolfshausen und Ebergötzen nach Holzerode, wo die große Pause war. Die Strecke war sehr gut markiert, mit dem “Göttinger Strich” und zusätzlich je nach Streckenlänge mit farbigen Papptellern. Verreiten war fast unmöglich. Der Weg zog sich zwischen den Feldern hindurch, die Sonne brannte, ich holte mir einen Sonnenbrand und die Bremsen ärgerten uns ziemlich. Wir näherten uns der ersten  großen Hürde für Simone: wir mussten eine Bundesstraße über eine Brücke überqueren. Ich stieg auch ab, denn das war etwas unheimlich. Die zweite Hürde folgte unmittelbar danach: eine Wasserdurchquerung. Aber mit einem nassen Fuß schaffte es Simone, Walker zu überzeugen, durchs Wasser zu gehen. Getrunken hatten die beiden aber immer noch nicht. Auf dem Weg nach Holzerode, mittlerweile im Wald, der Schreck: Snouky passte nicht auf, stolperte und bremste mit der Nase. Aber zum Glück nichts passiert. Dann konnten wir das Vet-Gate schon sehen. Wo war mein Tross Corinna? Naja, Pferd wollte nicht trinken, also absatteln und in die Halle zum Tierarzt. Alles ok, jetzt 40 Minuten Pause. Corinna war jetzt auch da, das Pferd trank immer noch nicht, hatte aber einen gesunden Appetit und fraß Äpfel, Möhren und Gras. Ich hatte im Gegensatz zu Snouky tierischen Durst. Die Pause verging wirklich schnell, satteln und ab zum Re-Check, der bei jedem Pferd gemacht wurde. Dann konnten wir weiter. Der Himmel zog sich etwas zu, die Sonne brannte nicht mehr so sehr und es wehte ein angenehme erfrischender Wind. Die Wasserdurchquerung fand Walker nun gar nicht mehr so schlimm, er trank sogar und fing an, zu plantschen. Snouky nahm auch endlich ein paar Schlucke Wasser, was mich doch sehr beruhigte. Das letzte Stück zum Vet-Gate in Mackenrode gingen wir im Schritt, wobei uns aber immer wieder Reiter von den längeren Strecken überholten. Mit den Pferden war alles ok, aber eine Schrecksekunde gab es, als meine Trosserin von einem Pferd getreten wurde. Zum Glück war ihr außer dem Schock und einer dicken Prellung nichts weiter passiert, so dass ich dann doch weiterritt. Simone war schon einige Zeit früher los, aber da mein Pferd den steilen, langgezogenen Berg bei Groß Lengden nicht im Schritt hochgehen wollte, holten wir sie rasch wieder ein. Nun war es nicht mehr weit. Wir ritten Hand in Hand über die Ziellinie und waren froh, dass wir es geschafft hatten. Obwohl, eine Hürde blieb noch: die Nachuntersuchung. Naja, mittlerweile hatte mein Dicker Durst und trank ordentlich, er wurde abgewaschen, was er sichtlich genoss, wir  kühlten die Beine und ließen ich dann fressen. Dann gingen wir noch ein bisschen spazieren und dann zur Nachuntersuchung. Das Pferd ist ok, Nachuntersuchung bestanden, wir haben es geschafft! Gut, dass beim Vortraben nur das Pferd bewertet wird und nicht der Reiter! Ich war fertig, aber soo glücklich! Simone und Walker schafften es auch. Super. Gemeinsam fünfte! Insgesamt haben es sechs geschafft und wir waren dabei! Herzlichen Glückwunsch auch noch mal an Karin, die gewonnen hat und an Beate, die es auch geschafft hat, obwohl sie kurz nach dem ersten Vet-Check ein Eisen verloren hatte. Die Verpflegung war über die Tage hin super organisiert und immer lecker! Die Tierärzte und die anderen “Offiziellen” waren immer nett und hilfsbereit, besonders bei dem Zwischenfall in Mackenrode. Vielen Dank auch noch mal an Simone, es hat echt Spaß gemacht, mit Euch zusammen zu reiten. Und natürlich vielen Dank an Corinna, meinen Tross und an Micha, der auch des öfteren mal mit zugepackt hat. Es war ziemlich anstrengend, aber es war super-schön. Bei der Siegerehrung wurde dann noch einmal da internationale Flair deutlich, es war wirklich schön! Und ich glaube, ich werde mal wieder 60 km reiten....

 

Yvonne Kirstan & Snouky

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