Endlich einmal unerwartet in Göttingen
Seit Jahren hatten wollten die Mädchen einmal in Göttingen starten, aber immer wieder kam etwas dazwischen. Und immer wieder hörten wir, wie hammerhart es dort sein soll. So entschlossen wir uns in den letzten Jahren unseren Flachrennern eine solche Strecke nicht zuzumuten. Schließlich ist die höchste Erhebung in unserer Gegend neben einem Maulwurfshügel die Müllkippe
Den Unstimmigkeiten wegen des Mastersritts sei Dank, kam uns kurzfristig die Idee, Christina Gebauer könne sich mit Alambic noch für die Jugend-DM in Kreuth qualifizieren. Nach Shivas Tod im letzten Jahr war sie auf keinem Ritt mehr gestartet. Da Alambic Shiva sehr ähnlich ist, reitet Christina ihn eigentlich ganz gern. Das Verhältnis zu Kohinoor ist da schon eher getrübt. Also wurde Alambic ein FEI-Pass gekauft und auf dem letzten Drücker die 80 km genannt.
Aber was macht der dumme Gaul? Er zeigt uns einen gelben Schein und sagt „ohne mich!“ Nun blieb Christina gar nichts anderes übrig, als ihr Verhältnis zu Rino (Kohinoor) zu überdenken. Der Bursche hat in diesem Jahr distanzmäßig noch gar nichts getan, sondern ist nur hin und wieder mal auf einem Dressurturnier durch den Sandkasten getobt. Obwohl ich weiß, dass er über eine sehr gute Kondition verfügt, war mir eigentlich gar nicht so wohl bei dem Gedanken, ihn in Göttingen am Start zu sehen.
Ein Geschenk des Himmels war es, dass Yvonne Ostroga sich bereit erklärte, mit nach Göttingen zu fahren und ihn physiotherapeutisch zu betreuen. Zur Verstärkung brachte sie ihren Mann Sebastian gleich mit. Und dann kam noch ne schlechte Nachricht. Meine Tochter Gaby musste das ganze Wochenende arbeiten. Es gab keine Chance zu tauschen. Glücklicherweise erklärte sich Biggi (Brigitte Wohlrab) bereit, auf ein Motorradtreffen zu verzichten und mit nach Göttingen zu kommen.
Auch den Weg fanden wir nach der Beschreibung von Wolfgang Schwingenheuer, die er ins Netz gestellt hatte, recht gut.
Die Voruntersuchung war gut verlaufen und so konnte es am Samstag um 08.00 Uhr an den Start gehen. Ich war von der Streckenkarte begeistert. Man hat ja bei anderen Veranstaltungen schon ganz andere Exemplare gesehen – nee, den Namen nenn ich jetzt nicht! So fanden wir auch sehr gut die Trosspunkte.
Allerdings fuhren wir sofort Mackenrode an. Kurz darauf kamen auch schon die Reiter ins Gate. Alles klappte hervorragend. Ohne Worte hatte jeder den richtigen Griff parat. Obwohl wir in dieser Zusammensetzung zum ersten Mal trossten, klappte alles wie eingespielt.
Rino genoss Yvonnes Massagen und Lockerungsübungen. Er zeigte sein Wohlgefallen.
Während Yvonne und Sebastian schon in Holzerode auf Rino und Christina warteten, fuhren wir den letzten Trosspunkt an. Und da passierte es! Biggi trat in ein Karnickelloch und knickte deftig um. Ich sags mal mit ihren Worten:
„Gehfähigkeit stark eingeschränkt. Form und Farbe des Fußes nicht normgerecht!“
Also wurde Rinos Wascheimer in ein Biggi-Fußkühlgerät umfunktioniert.
Nun machte der Gaul uns Sorgen. Er soff nicht. Das ist etwas, was wir von ihm überhaupt nicht kennen. Er hatte einfach keine Zeit. In Holzerode versuchten wir alles, aber er wollte nicht. Dafür gab er sich Yvonnes Zauberhänden ganz hin
Auf dem Rückweg kurz vor Mackenrode: Endlich! Er hat ein Maul voll Wasser genommen.
In Mackenrode kam er locker ins Gate. Leider machte bei Christina der Kreislauf schlapp. Einer der ausländischen Tierärzte sponsorte Rosinen. Wir baten Christina es auf dem letzten Stück ganz langsam angehen zu lassen, was sie dann auch tat. Rino war da zwar manchmal etwas anderer Meinung, aber ließ sich dann überreden.
Um 17.34 Uhr waren sie dann glücklich im Ziel.
Zur Belohung musste Rino aber noch Schweinegucken. Der Start- und Zielplatz war nämlich an einem Wildschweingehege.
Kurz vor der NU noch ein Schreck! Rino knickte in dem unebenen Gelände mit der Hinterhand um und lahmte zwei, drei Schritte. Lief dann aber wieder normal.
Am nächsten Tag um 12.00 Uhr war die Siegerehrung. Sehr feierlich organisiert. Mit vielen Sonder- und Ehrenpreisen.
Mir gefiel die Bildung von Mannschaften sehr gut und wünsche mir diese Möglichkeit auch auf anderen Distanzveranstaltungen.
Der 80 km-Ritt in Göttingen, den wir ziemlich spontan genannt hatten, war ein sehr schönes Erlebnis für die Reiterin, die Trosser und auch für das Pferd, das Dank Yvonnes Bemühungen völlig locker und schön läuft.
Vielen Dank an alle, die dieses Erlebnis ermöglicht haben.
Giesela Seidel und Kohinoor